Frauen im Asset Management

Der Weg ist das Ziel
Von Claudia Brinkmann
Frauen in der Vermögensverwaltung sind noch immer unterrepräsentiert. Dabei rechtfertigt der Erfolg von diverseren Teams in Unternehmen, dass sich das ändern sollte. Claudia Brinkmann erläutert, wo Frauen in der Asset Management ihren „Sinn“ finden können und wie er auf verschiedene Weisen gelebt werden kann.
„Der harte Weg nach oben“ – so betitelte das Handelsblatt 2017 einen Artikel über Frauen in der Vermögensverwaltung. Ein Bericht über erfolgreiche Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen, über frauenstärkende Initiativen, Netzwerke und Studien. Aber auch über jene Zahlen, die belegen, wie sehr Frauen in der Finanzbranche noch immer unterrepräsentiert sind und mit welchen Problemen sie auf dem Karriereweg zu kämpfen haben. Obwohl sich der Frauenanteil im Asset Management erhöht hat, gilt die Branche immer noch als Männerdomäne. Frauen können es also entsprechend schwer haben.
Dennoch: es gibt einige Frauen, die ihren Sinn in eben dieser Branche gefunden haben oder finden wollen. Und es gibt einige Gründe, die sie morgens aus dem Bett treibt. Einige Ziele, die sie für sich definiert haben, um ihre Berufung eben in der Finanzdienstleistungsbranche zu finden – egal, wie hart der Weg nach oben auch sein mag. Eben diese Frauen sind Motivation für jene, die danach kommen: Frauen, die den „schweren“ Weg auf sich nehmen, ebnen ihn für jene, die folgen. Denn sie sind eindeutig Teil des Erfolges von den Unternehmen, in denen sie arbeiten.
Frauen, zeigt euch!
„Frausein“ ist also kein Hindernis, um eine erfolgreiche Karriere in der Finanzbranche anzustreben, im Gegenteil. In den kommenden Jahren werden wir womöglich dabei zusehen können, wie der Frauenanteil kontinuierlich in die Höhe klettert. Doch es wird Geduld und Durchhaltevermögen brauchen. Es ist ein langwieriger Prozess, eingefahrene Denkmuster aufzulösen. Frauen können diesen Prozess beschleunigen, indem sie sich aus der eigenen Komfortzone herausbewegen und beispielsweise ein großes Netzwerk aufbauen. Ein beachtenswerter Anteil der Erwerbstätigen findet Stellen über persönliche Kontakte. Die Schätzungen dazu variieren zwischen 30 und 50 Prozent. Stärkere Bindungen führen dazu, dass wichtige Informationen eher geteilt werden. Aber auch Beziehungen von geringer Intimität und emotionaler Intensität sind für die Informationsgewinnung hilfreich. Dabei sind männliche Kontakte besonders wichtig: Da sie nach wie vor in einflussreichen Positionen sind, haben sie auch mehr Möglichkeiten, andere zu fördern.
Speziell im Hinblick auf die Asset Management Branche fand die jüngste Ausgabe der Citywire Alpha Female-Studie heraus, dass gemischte Teams aus Männern und Frauen eine höhere Outperformance erzielen als Fonds, die ausschließlich von Männern oder Frauen verwaltet werden. Als weiteres Ergebnis der Citywire Alpha Female-Studie erzielten gemischte Teams nicht nur mehr Performance für ihr Geld, sondern sind innerhalb des Dreijahreszeitraums auch weniger Risiken eingegangen als Fonds, die ausschließlich von Männern verwaltet werden.
Frauen im Asset Management – vor allem auch in Führungspositionen – haben einen positiven Einfluss auf die Kultur in Unternehmen. Sie sorgen für eine softere Arbeitsatmosphäre und erweitern den Mix an Erfahrungen, Ideen und Meinungen, die sie in Entscheidungsprozesse mit einbringen können. Zwar sind Frauen in der Branche noch immer stark unterrepräsentiert. Das sollte sie aber keinesfalls von einem Einstieg abhalten.
Denn die Ergebnisse sprechen für sich – und sich herum. So stellte auch die Beratungsgesellschaft Oliver Wyman Fortschritte fest: Der Frauenanteil in den großen deutschen Banken, Versicherungen und bei Vermögensverwaltern stieg in drei Jahren von zehn auf 15 Prozent. JP Morgan, HSBC oder BNP Paribas kommen sogar auf 20 Prozent oder mehr.
Ikigai: Der Weg zur Sinnfindung
Das Wort Ikigai kommt aus dem japanischen und heißt übersetzt so viel wie „Lebenssinn“ oder „wofür es sich zu leben lohnt“. Wenn man morgens zur Arbeit geht, möchte man einen Sinn darin sehen, so früh aufzustehen. Nach Feierabend möchte man auf einen Tag zurückblicken, der einen selbst und andere Menschen ein Stück weitergebracht hat. Selbstverständlich sind diese Bedingungen aber leider nicht für jeden. Und vor allem Frauen in der Vermögensverwaltung stehen vielen Hindernissen entgegen, die sie vielleicht an ihrem Weg zweifeln lassen.
Doch für alle gilt: Der Weg ist das Ziel. Stellt man während seiner Reise fest, dass der Beruf nicht erfüllend, nicht das richtige ist, ist es nie zu spät, eine andere (Denk-)Richtung einzuschlagen. Beispielsweise, indem man die Sinnfrage bei der Wahl der Arbeitsstelle in den Mittelpunkt stellt. Wer diesen Luxus nicht hat, kann aber auch in seiner aktuellen Arbeitsstelle sein „Ikigai“ leben. Das geht auf vielen Wegen, setzt aber voraus, dass man selbst weiß, was man gerne und gut tut. Auch wenn dann die direkten Aufgaben nicht (nur) damit zu tun haben, lässt sich doch am Arbeitsplatz etwas davon einbringen und umsetzen – ob das nun soziales Engagement, ein gesunder Lebensstil durch Ernährung und Bewegung oder ein Herzensprojekt ist. Sich der eigenen Fähigkeiten und Berufungen bewusst zu werden, ist der erste Schritt in die richtige Richtung für ein erfülltes, sinnvolles Arbeitsleben – im Asset Management sowie auch in jeder anderen Branche.
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Autor

Claudia Brinkmann
Claudia Brinkmann ist systemischer Business Coach, die insbesondere (aber nicht nur) Frauen dabei begleitet, dass zu tun, was sie wirklich lieben und damit ein gutes Einkommen zu erzielen.
Vorher hat Claudia Brinkmann 14 Jahre auf Unternehmensseite und 4 Jahre auf beratender Seite in der Asset Management-Industrie gearbeitet und kennt daher die schönen Seiten aber auch die herausfordernden Seiten der Branche sehr gut.

Weitere Informationen und Coaching-Angebote: www.claudiabrinkmann.de